So unterschiedlich wie die Ursachen und Ausprägungen von Schwindelgefühl ist auch die mögliche Therapie.
„Schwindel“ ist in der Umgangssprache ein eher unbestimmter Begriff. Er stammt aus dem Mittelhochdeutschen („swindel“) und bedeutet heute sowohl im medizinischen als auch im juristischen Sinne, dass „irgend etwas nicht zusammen stimmt“.
Die Ursache liegt in unseren Sinnen: Bei Schwindel passen die Wahrnehmungen des im Innenohr lokalisierten Gleichgewichtsorgans, des Auges und des Gehirns nicht zusammen. Man fühlt sich, als ob man sich dreht oder schwankt. Aber auch Unwohlsein und Schwarzwerden vor Augen werden im Volksmund oft als „Schwindel“ bezeichnet.
Mehr als 300 verschiedene Ursachen sind bis heute für den Schwindel bekannt. Sie reichen von Wirbelsäulenfehlhaltungen, über einen zu hohen oder zu niedrigen Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, Alkohol oder Medikamente, seelische Erkrankungen, Grünen Star oder Migräne bis hin zu Tumoren, um nur einige Möglichkeiten zu nennen.
Schwindel ist weit verbreitet. Etwa 20 Prozent der Patienten, die einen Allgemeinarzt aufsuchen, leiden unter häufigen oder dauernden Schwindelbeschwerden. Besonders hartnäckige Formen von Schwindelerkrankungen können sogar zur Invalidität führen, weil die Betroffenen in ihrem Alltag „aus dem Gleichgewicht“ geraten und im wahrsten Sinne des Wortes „nicht mehr geradeaus gehen können.“
So weit muss es aber nicht kommen. Wie bei so vielen Erkrankungen spielt die frühzeitige Diagnose und Behandlung eine wichtige Rolle, um Schwindelerkrankungen in den Griff zu bekommen.
Die Therapiemöglichkeiten beinhalten, je nach Ursache, Medikamente, Operationen oder auch nur einfach wirkende Lagerungsmanöver: Gegen den „benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel“ beispielsweise, der durch winzige im Innenohr an die falsche Stelle gelangte Partikel verursacht wird, hilft ein solches physikalisches Manöver. Dabei hält der HNO-Facharzt den Betroffenen am Kopf fest und bewegt den gesamten Patienten innerhalb weniger Sekunden mehrmals in genau berechneter Weise hin und her. Die winzigen Partikel, auch Otolithen genannt, werden dadurch wieder an ihren angestammten Platz geschleudert.
Ebenfalls ungefährlich, aber lästig ist die Reiseübelkeit oder auch die Seekrankheit. Erste Beschwerden sind Gähnen, Abgeschlagenheit und Müdigkeit. Hier helfen Medikamente, die man rechtzeitig vor Reiseantritt als Tablette einnehmen oder als Pflaster auf die Haut kleben kann.
Langwierig, aber bei vielen Schwindelerkrankungen erfolgreich ist eine Art Gewöhnungstraining mit der gezielten Einübung koordinierter Bewegungen. So findet sich in manchen HNO-Lehrbüchern der Satz: „Zur weiteren Ertüchtigung ist das Tanzen sehr zu empfehlen.“